19.04.2024 - 14:07

Kundenorientiertes Konzept für Roststab-Recycling

Müllverbrennung und Energiegewinnung gehen Hand in Hand. Die Effizienz des Prozesses ist maßgeblich von Qualität und Beschaffenheit der Roststäbe abhängig. Die Maschinenfabrik Liezen und Gießerei (MFL) liefert diese Roststäbe seit Jahrzehnten nicht nur in der perfekten Güte und Technologie. Seit Kurzem trumpft die österreichische Stahlgießerei mit einem in Europa einzigartigen System zur Kreislaufwirtschaft auf, mit dem die Roststäbe zu 100 % wiederverwertet werden können.

Knapp ein Drittel des in Europa anfallenden Abfalls wird thermisch verwertet. Dadurch schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits die fachgerechte Entsorgung immer größer werdender Müllmengen, andererseits die Gewinnung umweltschonender Energie. Wie effizient diese Abfallbehandlungsanlagen arbeiten, hängt entscheidend von den Roststäben ab. Die speziell konstruierten Komponenten aus Edelstahl tragen den Müll während des Müllverbrennungsprozesses, ermöglichen gleichzeitig eine effiziente Luftzirkulation und versuchen die Energie möglichst gewinnbringend im System zu halten. Das Problem: Die luft- oder auch wassergekühlten Roststäbe sind – obwohl grundsätzlich auf höchste Temperaturen ausgelegt – permanent den hitzigsten Bedingungen ausgesetzt. Bis zu 1.000 Grad Celsius wirken auf die Stäbe ein. Nach circa sechs Jahren ist selbst für die anspruchsvollsten Stäbe Schluss. An dieser Stelle kommt die MFL mit einem in Europa tatsächlich einzigartigen Recycling-Konzept ins Spiel, bei dem Umweltschutz, Ressourcenschonung sowie Arbeitssicherheit essentielle Säulen sind.

Win-win-Situation für Kunden
Dieses neue Angebot von MFL hat für Kunden offensichtliche Vorteile: Das Abnehmen der Entsorgungslogistik, höhere Preise für die Altware, Arbeitsschutz für die Mitarbeiter und eine nachhaltige Lieferkette sprechen für sich.

Der Kern des Konzepts: Die alten Roststäbe werden von der MFL vom Kunden zurückgekauft, eingeschmolzen und in eine neue Gestalt gegossen, ehe sie schließlich zurück ins System gebracht werden. „Die Praxis des Rückkaufs und Recyclings dieser Roststäbe hat sich als Erfolgskonzept erwiesen, das nicht nur zur Kreislaufwirtschaft beiträgt, sondern auch unseren Kunden finanzielle und logistische Vorteile bietet. Durch dieses innovative Konzept sind wir in der Lage, signifikant zur Reduzierung der Umweltbelastung beizutragen, indem es den Bedarf an wertvollen Rohstoffen minimiert und gleichzeitig den nahtlosen Kreislauf von hochwertigen Materialien sichert“, erklärt MFL-Geschäftsführer Herbert Decker.

Verflüssigtes Metall in nur 45 Minuten
Seinen Ausgang hat das MFL-Service bereits in der jeweiligen Müllverbrennungsanlage: Während den turnusartigen Überprüfungsintervallen – in der Regel alle zwölf Monate – werden verschlissene Roststäbe demontiert, in dafür von MFL bereitgestellten Transportboxen gemäß den Arbeitsschutzbestimmungen sicher verpackt und dann zurück nach Liezen gebracht. In der Gießerei beginnt der Erneuerungszyklus: Die in etwa acht Tonnen Edelstahl pro Charge schmelzen im Elektrolichtbogenofen – innerhalb von nur 45 Minuten – bei einer Hitze von 1.600 Grad Celsius zu flüssigem Metall. Die glühende Masse durchläuft im Anschluss eine exakte Analyse: Sofern notwendig werden Legierungselemente wie z.B. Chrom, Nickel oder Kohlenstoff in kleinen Mengen ergänzt, um die erforderliche Qualität zu erhalten.  Danach wird die Schmelze wieder in Formen gegossen und in den Transportboxen ausgeliefert: das zweite Leben der Roststäbe beginnt.

„In diesem Kreislaufsystem transformieren wir ausgemusterte Materialien zurück in wertvolle Ressourcen, indem wir aus vermeintlichem Altmetall neuen Edelstahl erzeugen. Unser Prozess reduziert die Notwendigkeit, energieaufwendige und ökologisch bedenkliche Rohstoffe wie seltene Erden abzubauen, und demonstriert unser Engagement für eine nachhaltige und ressourceneffiziente Industrie. Indem wir auf Recycling und intelligentes Ressourcenmanagement setzen, leisten wir einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz und stärken gleichzeitig unsere Wirtschaftlichkeit“, hebt Wilhelm Helpferer, Key Account Manager, hervor und ergänzt: „Zusätzlich sind wir dadurch einen Schritt voraus, was die zukünftige EU-Rohstoffstrategie in Bezug auf die Unabhängigkeit von Drittstaaten für strategische Rohstoffe wie z.B. Chrom betrifft“.

Stockholm, Berlin, Wien vertrauen auf Liezen
Seit etwa 24 Monaten ist das Service am internationalen Markt verfügbar – mit entsprechendem Erfolg: Viele Anlagenbetreiber nehmen das Angebot bereits in Anspruch, wie z.B. die Müllverbrennungsanlagen von Stockholm über Hamburg bis nach Berlin, Frankfurt oder Wien. Anders ausgedrückt: Kaum eine größere Stadt in Mitteleuropa setzt nicht auf das Know-how aus Liezen.

Ein Ende des Liezener Expansionskurses ist zwar nicht in Sicht, Einschränkungen gibt es dennoch, wie Wilhelm Helpferer weiter erklärt: „Wir sind bestrebt, genau die Teile zurückzunehmen, die wir für unsere Produktion benötigen – ein Ansatz, der uns von Entsorgungsunternehmen abhebt. Wir betreiben keinen Handel mit den zurückgenommenen Materialien. Unser Ziel ist es, diese zeitversetzt und bedarfsgerecht in unseren Produktionsprozess zurückzuführen. Dadurch optimieren wir unsere Ressourcennutzung und halten unsere Lagerbestände schlank und effizient.“ Dass sich am internationalen Markt bald Nachahmer finden werden, glaubt der MFL-Zuständige indes nicht: „Einerseits verfügen wir über einzigartiges Know-how in Wiederaufbereitung und auch Logistik, zum anderen ist tatsächlich der geografische Standort der MFL im Zentrum Europas ein großer Vorteil, um die tonnenschweren Roststäbe nicht über zu große Distanzen transportieren zu müssen“, so Helpferer.

www.mfl.at

back to overview