Interview mit CellForm – Gewinner des hy-fcell Awards 2024
CellForm hat mit seiner revolutionären Fertigungstechnologie für Bipolarplatten einen entscheidenden Beitrag zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung in der Wasserstofftechnologie geleistet. Als Gewinner des hy-fcell Awards 2024 in der Kategorie „Start-up“ treibt Cellform die Industrialisierung dieser Schlüsselkomponente voran und setzt neue Maßstäbe für Brennstoffzellen- und Elektrolyseanwendungen. Im Interview spricht Simon Brugger, Co-Founder & CEO von CellForm, über ihre bahnbrechenden Entwicklungen, die Herausforderungen als Startup und ihre Vision für eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft.
Ihre High-Performance-Bipolarplatten reduzieren das Gewicht von Brennstoffzellenfahrzeugen und steigern gleichzeitig deren Effizienz. Wie genau funktioniert Ihre Technologie?
Wir haben bei CellForm eine Umformtechnologie entwickelt, die es unseren Kunden ermöglicht, deutlich dünnere Materialien einzusetzen (aktuell bis 50µm) bei gleichzeitig einzigartiger Filigranität der Strukturen auf der Bipolarplatten. Diese Strukturen versetzen die Brennstoffzelle in eine Performanceregion in der sie deutlich effizienter und mit stärkerer Performance betrieben werden kann.
Ihr mehrstufiger Umformprozess und die Laserverschweißung ermöglichen eine Reduktion der Blechdicke um 50 % – mit spürbaren Vorteilen für die gesamte Brennstoffzellenbranche. Was unterscheidet Ihre Lösung von bisherigen Verfahren?
Wir haben eine mehrstufige Umformtechnologie, die in der Lage ist, das Material im Ausgangsblech genau an die Stellen zu verteilen, an denen der Stress auf das Material bei anderen Umformkonzepten zu Rissen führt.
Die Skalierbarkeit der Wasserstofftechnologie ist entscheidend für den Marktdurchbruch. Welche Rolle spielen Ihre Bipolarplatten bei der Kostensenkung und breiten Einführung von Brennstoffzellen?
Bipolarplatten spielen in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Da sie in jedem Fahrzeug mehrere hundert Mal verbaut werden, sind sie aufgrund ihrer hohen Stückzahl und konstruktiven Komplexität ein besonders wichtiges Bauteil. Mit der richtigen Technologie können sie pro Fahrzeug Einsparungen in Höhe von mehreren tausend Euro ermöglichen.
Mit einer Kostenreduktion von 90 % für Bipolarplatten leisten Sie einen wichtigen Beitrag zur Erschwinglichkeit von Brennstoffzellenfahrzeugen. Welche Märkte und Anwendungen haben aus Ihrer Sicht das größte Potenzial für diese Technologie?
Zunächst muss man in unserem Bereich zwischen Elektrolyse und Brennstoffzelle unterscheiden. Die Elektrolyse ist das Fundament einer Wasserstoffwirtschaft, ohne die nachhaltige, grüne und skalierbare Erzeugung sind die Folgeschritte obsolet. Hier sind aus unserer Sicht die PEM und AEM Technologie Zieltechnologien. Global ist zunächst der amerikanische Raum für uns aktuell aus technologischer Sicht sehr spannend, da die Kultur ein junges Unternehmen nicht so stiefmütterlich behandelt wie deutsche Konzerne. Gleichzeitig ist wirtschaftlich der Markt in Asien, heute China, perspektivisch Indien, am interessantesten.
Sie sind das erste Unternehmen, das erfolgreich Aluminium-Bipolarplatten umformen und laserschweißen kann. Welche Vorteile bringt dieses Material für Brennstoffzellen?
Die Nutzung von Aluminium führt zu einer Gewichteinsparung und zu einem deutlich besseren Wärmeübergang.
Aluminium ist leichter als Edelstahl, aber bisher nur begrenzt für Bipolarplatten nutzbar gewesen. Warum ist diese Innovation ein entscheidender Schritt für die Weiterentwicklung von Brennstoffzellen und Elektrolyseuren?
Aluminium ermöglicht eine erweiterte Anwendung von Brennstoffzellen in Bereichen, in denen es essenziell ist, viel Wärme aus der Brennstoffzelle zu bringen. Gleichzeitig ist es ein Material mit guter Verfügbarkeit und einer Verbesserung der gravimetrischen Effizienz des Stacks.
Als Startup in einer Zukunftsbranche stehen Sie vor besonderen Herausforderungen. Was waren Ihre größten Meilensteine seit der Gründung, und was haben Sie aus diesem Prozess gelernt?
Einer der größten Meilensteine war die erfolgreiche Entwicklung und Industrialisierung unseres mehrstufigen Umformprozesses für Bipolarplatten mit einer Blechdicke bis zu 50 µm. Ein weiterer bedeutender Schritt war die erfolgreiche Implementierung unserer Laserverschweißtechnologie für Aluminium-Bipolarplatten, die in der Branche bisher als nicht umsetzbar galt. Wir haben gelernt, dass der Markt für Wasserstofftechnologien zwar enorm wächst, aber Innovationen nur dann erfolgreich sind, wenn sie sowohl technische als auch wirtschaftliche Vorteile bieten.
Seit Ihrer Gründung haben Sie bereits zahlreiche internationale Projekte mit führenden Brennstoffzellen- und Elektrolyseherstellern umgesetzt. Gab es eine besondere Herausforderung oder einen Durchbruch, der Ihr Unternehmen entscheidend vorangebracht hat?
Eine der größten Herausforderungen bestand darin, unsere ultradünnen Bipolarplatten nahtlos in die bestehenden Fertigungsprozesse unserer Kunden zu integrieren. Die Umstellung von konventionellen Herstellungsverfahren auf unsere hochpräzisen, filigranen Strukturen erfordert weitreichende Anpassungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Ein entscheidender Durchbruch war die Weiterentwicklung unserer Umformtechnologie, die eine gezielte Materialverteilung ermöglicht. Dadurch bleiben selbst extrem dünne Bleche mechanisch stabil, was unseren Kunden erlaubt, ihre Brennstoffzellensysteme erheblich leistungsfähiger und gleichzeitig kosteneffizienter zu gestalten.
Besonders herausfordernd war der Markteintritt in Deutschland. Während wir bereits früh Projekte in Nordamerika, Großbritannien und China umsetzen konnten, dauerte es erheblich länger, bis wir ein deutsches Unternehmen als Kunden gewinnen konnten. In der deutschen Industrie herrscht nach wie vor eine starke Zurückhaltung gegenüber Startups, insbesondere in technologiegetriebenen Bereichen. Innovationskraft allein reicht hier oft nicht aus – etablierte Unternehmen legen großen Wert auf bestehende Referenzen, Unternehmensgröße und langjährige Marktpräsenz. Diese kulturellen Hürden erschweren es jungen Unternehmen, sich mit neuen, technologisch überlegenen Lösungen durchzusetzen. In anderen Märkten, insbesondere in den USA, erleben wir eine deutlich höhere Offenheit gegenüber innovativen Ansätzen und eine größere Bereitschaft, mit aufstrebenden Unternehmen zusammenzuarbeiten.
Der Gewinn des hy-fcell Awards 2024 hat Ihre Innovationskraft bestätigt. Wie hat sich Ihr Unternehmen seitdem weiterentwickelt?
Der Gewinn des hy-fcell Awards 2024 war ein wichtiger Meilenstein für uns, der unsere technologische Führungsposition im Bereich der Bipolarplatten bestätigt hat. Seitdem haben wir zahlreiche Anfragen von internationalen Unternehmen erhalten, die an unserer Technologie interessiert sind – sowohl aus der Brennstoffzellen- als auch aus der Elektrolysebranche.
Hat die Auszeichnung Ihnen neue Geschäftsmöglichkeiten, Partnerschaften oder Investitionen eröffnet?
Die Auszeichnung hat uns zudem Türen zu neuen Partnerschaften geöffnet, insbesondere mit Unternehmen, die in der Skalierung von Wasserstofftechnologien aktiv sind. Darüber hinaus haben sich durch die erhöhte Sichtbarkeit unseres Unternehmens auch Gespräche mit potenziellen Investoren intensiviert.
Ein Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie CellForm in den nächsten fünf Jahren, und welche neuen Entwicklungen stehen an?
In den nächsten fünf Jahren sehen wir CellForm als einen der führenden Anbieter von Hochleistungs-Bipolarplatten für die Brennstoffzellen- und Elektrolyseindustrie. Unser Ziel ist es, die Industrialisierung unserer Technologie weiter voranzutreiben und eine skalierbare Serienproduktion zu etablieren, die es ermöglicht, Wasserstofftechnologien wirtschaftlicher zu machen. Ein Schwerpunkt unserer Entwicklung liegt auf der weiteren Reduktion der Herstellkosten, um den breiten Einsatz von Wasserstoff als Energieträger zu fördern. Zudem arbeiten wir an neuen Materialkombinationen, um sowohl die gravimetrische als auch die volumetrische Effizienz von Brennstoffzellen-Stacks weiter zu optimieren.
Sie investieren stark in Forschung und Entwicklung. Gibt es weitere technologische Verbesserungen oder neue Anwendungen für Ihre Bipolarplatten, die Sie bereits in Planung haben?
Ja, wir arbeiten kontinuierlich an technologischen Weiterentwicklungen. Eine unserer aktuellsten Entwicklungen ist die weitere Optimierung der Wärmeleitfähigkeit und Kontaktwiderstände unserer Bipolarplatten, insbesondere für Hochleistungsanwendungen. Zudem erforschen wir neue Beschichtungstechnologien, die die Korrosionsbeständigkeit unserer Platten weiter verbessern und gleichzeitig die Produktionskosten senken. Ein weiteres spannendes Forschungsfeld ist der Einsatz von Hybridmaterialien, die die Vorteile von Aluminium und Edelstahl kombinieren, um die besten Eigenschaften beider Materialien in einer Bipolarplatte zu vereinen. Langfristig sehen wir auch Potenzial in der Anwendung unserer Technologien in anderen Industrien, beispielsweise in der Luftfahrt oder bei stationären Energiespeichersystemen.
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